Beton polarisiert. Nach wie vor wird mit ihm die unendliche Weite trister Plattenbausiedlungen assoziiert und damit Eigenschaften wie kalt, hart und ungemütlich. Aber das Gegenteil ist der Fall:
Beton ist ein besonderer Werkstoff, der nicht nur praktische, sondern vor allem auch ästhetische Qualitäten besitzt. Möglichkeiten der Form- und Farbgebung sind nahezu unendlich vorhanden, Oberflächen können geschliffen, poliert, imprägniert und gewachst werden. Es können Oberflächen in verschiedenen Qualitäten geschaffen werden, von spiegelglatt bis rau und uneben, oder mit einem Relief. Etwas Besonderes ist die Patina, die vor allem glatter Beton mit der Zeit und durch vieles Benutzen entwickelt. Ausschnitte und Vertiefungen jeder Art sind genauso denkbar, wie das Einlassen und Integrieren unterschiedlichster Materialien.
Beton ist zu 100% mineralisch und damit voll recyclebar. Momentan werden in der Bundesrepublik bereits 70% des abgerissenen Betons, sowie des Bewehrungsstahls, wieder dem Materialkreislauf zugeführt, das entspricht ca. 10% des aktuellen Bedarfs (Stand 2015). Tendenz Steigend.
Details und Herstellung
Es gibt verschiedene Möglichkeiten Betonprodukte herzustellen, der massive Guss mit Stahlbewehrung und mit Glasfasern verstärkter Beton. Die Glasfasern übernehmen dabei die Aufgabe des Stahls, also das Aufnehmen und Weiterleiten von Zugkräften. Da Stahlbewehrung immer eine bestimmte Überdeckung mit Beton benötigt, insbesondere wenn das Produkt mit Wasser in Berührung kommt, lassen sich mit Glasfaser-Beton, der dies nicht benötigt, deutlich dünnere und damit leichtere Bauteile herstellen. Da beide Herstellungsverfahren ihre Besonderheiten, Vor- und Nachteile haben, muss projektbezogen über die Wahl des jeweiligen Materials entschieden werden.
Beton selbst nimmt Druckkräfte auf, massive Betonteile sind also besser für vertikale Bauteile geeignet, die mehr als sich selbst tragen. Der jeweilige Herstellungsprozess verrät einiges über die Qualitäten/Eigenschaften des jeweiligen Materials. Während massive Betonprodukte in eine Form, in die vorher Stahlbewehrung eingebracht worden ist, gegossen und mittels Rüttler verdichtet werden, wird bei der Herstellung von GF-Beton die Deckschicht unter Druck in die Form gespritzt und dabei verdichtet. Die tragende Glasfaser-Beton-Mischung wird anschließend schichtweise aufgebracht und mit Hilfe einer speziellen Stahlrolle verdichtet.
Die Festigkeit der Beton-Glasfaser-Mischung macht Konterschalungen überflüssig, die man bei dem Gießverfahren als Auslaufschutz benötigt. Es werden also „hohle“ Betonschalen anstelle von massiven Volumen hergestellt. Das spart natürlich massiv Gewicht, was die Umsetzung von bestimmten Projekten überhaupt erst ermöglicht. Darüber hinaus lassen sich besonders gut Sonderformen in eine Platte einarbeiten, z.B. wenn eine Küchenarbeitsplatte mit einer Spüle in einem Stück, oder mit einer rückseitigen Aufkantung hergestellt werden soll. Der Herstellungsprozess macht aber auch einen entscheidenden Nachteil des Glasfaser-Betons deutlich: es gibt immer eine „blinde“ Seite. Erfordert ein Projekt also alle Flächen als sichtbare Flächen, muss entweder auf das schwerere Material zurückgegriffen werden, oder zwei Glasfaser-Schalen aneinandergesetzt werden, wobei eine Fuge entsteht. Auch ein Material-Mix, z.B. mit Holz, wäre hier denkbar, ebenso wie der gewollte Kontrast zwischen der spiegelglatten Sichtfläche und der raueren Struktur der Glasfaser-Unterseite. Durch die feinere Zusammensetzung der Deckschicht, entsteht beim Glasfaser-Beton eine homogenere, feinporigere Oberfläche in Sichtbeton-Optik, die sich durch Anschliff der Oberfläche nicht verändert.
Weitere Informationen über den Werkstoff Beton gibt es z.B. auf www.beton.org.